Entwicklung, Gründe und Formen von Gefängnisgewalt - Erkenntnisse aus einer Längsschnittstudie mit jungen Männern und Frauen in Deutschland
DOI:
https://doi.org/10.18716/ojs/krimoj/2020.3.1Schlagworte:
Gefängnisgewalt, Jugendstrafvollzug; Prävalenz, Täter-Opfer-Überschneidung, Selbstbehauptung, Subkultur, Importation, Deprivation, Verfahrensgerechtigkeit, Anstaltsklima, DunkelfeldAbstract
Im Gefängnis treffen gewalterfahrene Menschen in einer konfliktgeladenen und von subkulturellen Normen geprägten Umgebung aufeinander. Gewalt reicht hier von Beleidigungen und Einschüchterungen bis hin zu schweren Formen von Gewalt. Der Artikel trägt erstmals alle Ergebnisse eines Forschungsprojekts zusammen, welches das Institut für Kriminologie der Universität zu Köln von 2010 bis 2017 durchführte und an dem 882 männliche und 269 weibliche Jugendstrafgefangene teilnahmen. Demnach müssen Häftlinge ständig mit Angriffen anderer Gefangener rechnen, auch wenn sie nicht täglich Gewalt am eigenen Leib erleben. Die meisten sind sowohl Täter als auch Opfer, wobei eine Viktimisierung das Risiko, später selbst Gewalt auszuüben, signifikant erhöht. Gefangene sind besonders zu Beginn der Haft involviert; später gelingt es den meisten, von anderen Gefangenen in Ruhe gelassen zu werden. Wer sich von den Bediensteten fair behandelt fühlt, übt beträchtlich weniger Gewalt aus. Anstatt sich auf Disziplinarmaßnahmen zu verlassen, die angesichts des großen Dunkelfelds (auf eine registrierte Gewalttat kommen wenigstens sechs, die unerkannt bleiben) weitgehend unwirksam sind, sollten die Anstalten prosoziales Verhalten fördern und Anti-Gewalt-Konzepte entwickeln. Im Geschlechtervergleich zeigten sich kaum Unterschiede bei verbaler Gewalt; körperliche Angriffe traten unter jungen Frauen jedoch seltener auf.
Downloads
Veröffentlicht
Zitationsvorschlag
Ausgabe
Rubrik
Lizenz
Copyright (c) 2020 Kriminologie - Das Online-Journal | Criminology - The Online Journal
Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.