Gewalt und ethnische Herkunft: Eine Analyse von Erklärungsfaktoren am Beispiel türkischer Jugendlicher
DOI:
https://doi.org/10.18716/ojs/krimoj/2019.1.3Schlagworte:
Gewalt, Männlichkeitsnormen, Migration, Muslime, türkische JugendlicheAbstract
Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund weisen entsprechend verschiedener Studien aus Deutschland höhere Gewaltraten auf als Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Zur Erklärung der erhöhten Belastung werden im vorliegenden Beitrag vier Ansätze einer empirischen Überprüfung unterzogen: die Desorganisations-, Subkultur-, Anomie- und Lerntheorie. Die vorgestellten Auswertungen basieren auf niedersachsenweit repräsentativen Befragungen von Jugendlichen der neunten Jahrgangsstufe aus den Jahren 2013, 2015 und 2017. Die Ergebnisse bestätigen anhand dieser Datengrundlage, dass Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund häufiger physisches Gewaltverhalten zeigen (Prävalenzrate: 12 %, deutsche Jugendliche: 5 %). Im multivariaten Analysemodell wird dieser Unterschied vollständig durch einerseits gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen (Subkulturtheorie) und andererseits durch Viktimisierungserfahrungen (Lerntheorie) erklärt. Die Desorganisations- und die Anomietheorie tragen hingegen nicht zur Erklärung der höheren Gewaltbelastung bei.
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