Kontrollfunktion oder Kontrollverlust? Eine Deutungsmusteranalyse von Unterbringungsentscheidungen im offenen Vollzug
DOI:
https://doi.org/10.18716/ojs/krimoj/2025.1.11Schlagworte:
Aktenanalyse, Deutungsmusteranalyse, Entscheidungspraxis, Legitimation, offener Vollzug, soziale Kontrolle, soziale Probleme, StrafvollzugAbstract
Der Arbeitsalltag im Strafvollzug ist geprägt von Risikoabwägungen und komplexen Entscheidungen; eine davon stellt die Wahl der Vollzugsform dar. Aufgrund medialer Debatten zu Vorfällen während vollzugsöffnender Maßnahmen, sowie einer zunehmenden Zuschreibung von individueller Verantwortung bei Fehlentscheidungen, stellt diese Wahl eine besondere Herausforderung dar. Es stellt sich die Frage, wie Unterbringungsentscheidungen im Strafvollzug getroffen werden und welche Deutungsmuster zur Legitimation dieser Entscheidungen dienen.
Dazu wurden am Beispiel von Unterbringungsentscheidungen in den offenen Vollzug die Vollzugspläne von 15 Gefangenenpersonalakten sequenzanalytisch ausgewertet, um Ordnungsvorstellungen sowie Deutungsmuster aus wissenssoziologischer Perspektive zu rekonstruieren. Insgesamt konnten vier Deutungsmuster identifiziert werden: Erprobung, Überwältigung, Abgrenzung zu Anderen und Kriminalität als Charaktereigenschaft.
Die Analyse zeigt, dass sich der offene Vollzug in einem Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit bewegt, in dem die Vollzugsform - abhängig des Deutungsmusters - als Kontrollfunktion oder Kontrollverlust wirkt. Zudem wird deutlich, wie stark soziale Kontrolle im Strafvollzug verankert ist und die Zuschreibung von sozialen Problemen der Legitimation von Entscheidungen dient.
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