Sichtbar für alle: Kriminologie in Deutschland und die Verbrechen des NS-Staates – Hommage an Herbert Jäger (1928-2014)
DOI:
https://doi.org/10.18716/ojs/krimoj/2022.1.4Schlagworte:
Holocaust, Jugendkonzentrationslager, Kriminalbiologie, Kriminalbiologische Dienste, Konzentrationslager, Nürnberger Prozesse, StaatkriminalitätAbstract
Die Nürnberger Prozesse (1945-1949) gaben freie Sicht auf die Verbrechen des NS-Staates, nicht nur für die deutsche Öffentlichkeit, sondern auch für diejenigen, deren Profession die Analyse von Verbrechen und Strafe war. Allerdings glänzte die deutsche Kriminologie durch Abwesenheit. Dieser Beitrag untersucht, in welcher Weise die vorherrschenden Paradigmen, aber auch deren professionelle Anwendung Kriminolog*innen in Komplizenschaft mit Staatskriminalität unter dem NS-Regime brachten, und nach 1945 die Auseinandersetzung mit dieser Rolle erschwerten. In diesem Kontext wird Herbert Jägers Rolle und seine Analyse der NS-Verbrechen ins Gedächtnis gerufen, mit der er seine Kolleg*innen konfrontierte. Sein Werk „Verbrechen unter totalitärer Herrschaft”, in dem er auf der Grundlage einer bahnbrechenden Methodologie die Kernstrukturen staatlicher Kriminalität aufdeckt, kann auch heute noch als wegweisend gelten.
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